Gültstein, 5. Juli 2024 – Das Karolinen-Stift liegt mitten im Ortskern von Gültstein. Insgesamt vier Wohngruppen mit jeweils 15 Bewohner*innen sind hier zu Hause. „In unserem Pflegeheim kümmern sich täglich sehr viele Fachkräfte um die pflegebedürftigen Bewohnerinnen und Bewohner“, erklärt Kerstin Staschik vom Karolinen-Stift, das zur Evangelischen Diakonieschwesternschaft Herrenberg-Korntal gehört. Neben den 60 Pflegeplätzen hat die Pflegeeinrichtung auch Kurzzeit– sowie zwei Tagespflegeplätze. „Meine Mitarbeitenden leisten täglich einen körperlichen und psychischen Kraftakt – umso wichtiger war und ist es uns, Gesundheit- und Vorsorgethemen stärker zu fokussieren“, sagt die Einrichtungsleiterin Kerstin Staschik.

Doch wie können Pflegekräfte und Pflegebedürftige dafür sensibilisiert werden? Wie kann es gelingen, Ernährungs- und Bewegungs- oder Resilienz-Konzepte im Alltag zu integrieren? „Auf der Suche nach Antworten sind wir auf das AOK-Projekt ‚Prävention in der Pflege‘ aufmerksam geworden“, erzählt Kerstin Staschik.

„Prävention in der Pflege ist ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, bei dem die teilnehmenden Pflegeeinrichtungen intensiv von einem Beraterteam unterstützt und begleitet werden“, erklärt Meike Müller von der AOK. Das Ziel sei der Aufbau von Strukturen, damit Prävention und Gesundheitsförderung systematisch vorangetrieben werden könne und nachhaltig einen Platz in der Unternehmensstruktur habe, so die PiP-Expertin.

„Im ersten Schritt wird bei PiP analysiert, wo der größte Handlungsbedarf ist. Im Mittelpunkt steht hier die Gesundheit der Mitarbeitenden und das Wohlbefinden der Bewohner*innen gleichermaßen. Danach werden in einem Steuerkreis Gesundheit gemeinsam mit Teilnehmenden aus den verschiedenen Arbeitsbereichen Maßnahmen entwickelt, umgesetzt und evaluiert“, sagt AOK-Expertin Müller. Neben dem Karolinen-Stift betreut die AOK Stuttgart-Böblingen fünf weitere Pflegeeinrichtungen im Rahmen des PiP-Konzeptes – drei davon in Stuttgart und jeweils eine Einrichtung in Weil der Stadt und Sindelfingen.

In Gültstein verzeichnet Einrichtungsleiterin Kerstin Staschik schon erste PiP-Erfolge: „Es ist uns gelungen festzustellen, wo genau und auch welcher Bedarf konkret besteht und geeignete Maßnahmen für die Mitarbeitenden abzuleiten“, so die Einrichtungsleiterin. Im nächsten Schritt werden auch die Bewohner von PiP profitieren können. „In Kürze werden wir eine Bewohnerbefragung durchführen und ein Konzept für die Pflegebedürftigen entwickeln“, berichtet Kerstin Staschik.

PiP hat im Karolinen-Stift Spuren hinterlassen. „Die Mitarbeitenden sind interessiert, bringen Ideen ein und arbeiten rege an der Umsetzung mit“, sagt Kerstin Staschik. „Es haben sich auch viele Kolleginnen und Kollegen engagiert an der Umsetzung beteiligt, wie beispielsweise bei dem Einsatz von Mesana, einem Mini-EKG, dass über einen Sensor die Herzratenvariabilität misst und den Mitarbeitenden eine individuelle Rückmeldung zu ihrem Gesundheitszustand gibt. Außerdem wurden eine gesunde Frühstückspause eingeführt und die Dienstbesprechungen umgestaltet. Ab jetzt gibt es einen festen Tagesordnungspunkt, bei dem Mitarbeitende voneinander lernen oder beispielsweise ein 15-minütiger Impuls zu einem Gesundheits- oder einem Fachthema gesetzt wird. Im Moment sind auch ein Yogakurs und ein Gesundheitstag in Planung“, berichtet die Einrichtungsleiterin und zieht ein Fazit: 

„Mit PiP ist es uns gelungen, das Bewusstsein für Gesundheitsthemen zu schärfen, Ernährungsthemen umgesetzt zu bekommen und mehr Bewegung in unserem Alltag zu integrieren. Und zwar nicht nur als Eintagsfliege – sondern als längerfristiges Konzept, mit dem unsere Pflegekräfte ihren Alltag in der Pflege aktiv mitgestalten“, sagt Kerstin Staschik und ergänzt. „Der Erfolg im Karolinen-Stift ist sicht- und spürbar: Ich habe den Eindruck, meine Mitarbeitenden kommen gerne zur Arbeit und haben vor allem Lust und Freude an Ihrem Job.“

„Pflegekräfte haben einen sehr anspruchsvollen und stressigen Alltag, der physisch und emotional belastend sein kann. Wenn wir ihre Gesundheit vernachlässigen, nehmen wir Krankheiten, wie beispielsweise ein Burnout billigend in Kauf. Umgekehrt können wir mit gesundheitsfördernden Maßnahmen dafür sorgen, dass sich Gesundheit und Wohlbefinden steigern. Das lohnt sich gleich doppelt, denn gesunde Pflegekräfte stellen letztlich die hochwertige Versorgung der Patienten sicher“, so der AOK-Geschäftsführer abschließend.