Cover DiuZ 2 21

Im Mittelpunkt steht diesmal „Heimat“. Was ist Heimat? Ist es ein Ort? Was verbinden wir damit? Wie fühlen wir Heimat? Welches Bild von Heimat haben wir? Viele Menschen in Deutschland ha-ben nicht mehr diese feste Bindung an einen Ort, haben schon einige Umzüge hinter sich, sind „moderne Nomaden“, wie die Soziologen sagen. Und doch gibt es für die meisten von uns ein heimatliches Gefühl, an eine Landschaft gebunden, an vertraute Menschen, an eine Gemeinschaft, an eine Sprache, einen Dialekt.

Was bedeutet Heimat in einer Welt, in der Mobilität und Migration in der globalisierten Welt zur Normalität gehört? Das erkundet Diakonin Dr. Birgit Susanne Dinzinger, die in ihrem beruflichen Alltag im Diakonischen Werk Württemberg die Abteilung für Migration und internationale Diakonie leitet. Sie entfaltet, was es bedeuten würde, wenn Heimat ein Tätigkeitswort wird für eine Welt in Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit und Würde.

Was ist für Sie Heimat? Diese Fragen haben wir unseren Mitarbeiter: innen, Bewohner:innen, Schwestern und Brüder gestellt. Viele hat diese Frage nach der Heimat angesprochen und sie haben erzählt, wo und wie sie Heimat empfinden: Heimat in der Schwesternschaft, Heimat am Arbeitsplatz, Heimat in der Tagespflege, Heimat in unserer Mutterhauskirche, Heimat im Pflegeheim. Bei aller Vielfalt ist in den Antworten zu spüren, dass Heimat vielfältige Gefühle, Erinnerungen und Sehnsüchte auslöst.

Heimat für ganz unterschiedliche Menschen schaffen, für Junge und Alte, Menschen mit den unterschiedlichen Lebensformen, das hat sich unsere Schwesternschaft mit dem Quartier der Diakonieschwesternschaft zum Ziel gesetzt. Miteinander leben, sich umeinander kümmern, füreinander da sein, so wird dieses Quartier zum Zuhause, zur Heimat. Die Bibel erzählt vielfach von Menschen, die ihre Heimat verlassen (müssen), eine neue Heimat suchen. Die Alttestamentlerin Ulrike Bail macht sich auf die Suche nach Heimatspuren im Alten Testament, der hebräischen Bibel. Beim Propheten Micha findet sie Heimat als Utopie, als Sehnsuchtsraum entfaltet. Als die ersten Nachfolger:innen Jesu nach seinem Ort, seiner Heimat fragen, antwortet er: „Der Menschensohn hat keine Stelle, wo er sein Haupt hinlegen kann.“ Die frühen Christen und Christinnen schreiben: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, denn wir suchen die zukünftige.“ Mit diesen Sätzen in unserem geistlichen Gepäck sind wir nirgends auf der Welt ganz daheim. Aber wir sind auch nicht nur Zukünftige und Jenseitige. Denn in reinen Transiträumen kann man nicht leben, lieben, bauen und atmen. Machen Sie sich mit uns auf die Suche nach dem, was wir heute als „Heimat“ bezeichnen können.

Die Ausgabe 02-2021 steht über unser Archiv „Diakonie in unserer Zeit" (Herrenberger Beiträge) zum Download bereit.